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| Zuletzt Online: 21.08.2012
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((und noch die von Kirain ;D))
Meine Vergangenheit? Sicher, dass Ihr das wissen wollt? Ja? Nun gut… <seufzt> Damals…als ich klein war…<schnaubt verächtlich> Es war furchtbar…es hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Ich wuchs mit Gewalt auf…jeden Tag Tote, jeden Tag Blut, jeden Tag…Schmerzen. In Gilneas war die Kluft zwischen arm und reich sehr groß, ich zählte zu den Armen. Die wenigen, die Tag für Tag stehlen und mit Dingen handeln mussten, deren Existenz die Adligen nicht mal erahnen konnten. Meine Familie bestand aus einem Vater, zwei oder drei Müttern, fünf Brüdern und sieben Schwestern. Am Schluss waren es vier Brüder und genauso viele Schwestern… Meine Mutter, Rakh, wie sie immer gerufen wurde, war die Schönste von allen, deswegen hatte sie die härteste Arbeit. Mein Vater war ein interessanter und ebenso grausamer Mann. Die anderen Mütter waren nicht so temperamentvoll wie meine, weswegen mein Vater sie auch nicht so gerne mochte. Meine Familie lebte etwas außerhalb von Gilneas, wir wollten den Adligen nicht im Weg stehen. Aber mein Bruder, mein Lieblingsbruder, trieb sich immer wieder in der Stadt herum, dies wurde ihm auch zum Verhängnis, da er von dem schlimmsten unter den Adligen gequält und ermordet wurde. Wir konnten ihn nicht mal begraben, wir wussten nicht, wo sie ihn hin gebracht hatten. <seufzt wieder> Ich hatte ihn wirklich gerne, doch musste ich bald selbst erfahren, was es heißt gefoltert zu werden. Ich ging in die Stadt um meinen Bruder zu suchen und traf dort einen adligen jungen Mann, er hatte eine meiner Schwestern am Arm gepackt und flüsterte ihr etwas zu, sie schüttelte den Kopf und versuchte sich zu befreien, er zerrte sie einfach mit. Ich musste ihr helfen und lief hinterher. Geradewegs einer Wache in die Arme. Der Kasten vor mir versuchte mich zu packen, doch waren wir uns an Körpergröße und vor allem Masse ziemlich ebenbürtig, deswegen krachte meine Faust geradewegs auf seine Nase. Er taumelte nach hinten und ich stieß ihn mit dem Fuß an, nun fiel er endgültig. Hinter ihm sah ich meine Schwester, die sich verzweifelt versuchte gegen dieses adlige Schwein zu wehren. Ich zog ihn weg und schlug ihn nieder. In dem Moment kam eine andere Wache um die Ecke, packte mich und schlug mich gegen die Wand, dann zog er seine Waffe und schlug mir damit an den Kopf. Alles drehte sich und ich stolperte, die erste Wache war wieder aufgestanden und half ihrem Kollegen. Gegen zwei hatte ich keine Chance und wurde von ihnen geschlagen und getreten. Als ich schon fast ohnmächtig war, schleppten sie mich zu ihrem Vorgesetzten, dieser befahl ihnen, mich in den Kerker zu werfen. Die Folter, die ich dort beziehen musste war unvergleichbar. Als ich nach einer knappen Woche wieder auf die Straße geworfen wurde, fand mich mein Vater, schleppte mich nach Hause und ich bezog wieder Prügel. Als ich mich halbwegs wieder erholt hatte, erfuhr ich, dass die Schwester, der ich helfen wollte, tot war, eine andere wurde vermisst. Dann zogen die Worgen über das Land…und alles veränderte sich. Meine Familie überlebte fast gänzlich. Nur eine meiner Schwestern wurde nicht verwandelt sondern zerfetzt. Ich jedoch verabschiedete mich von meinem Vater und meiner Mutter und machte mich auf den Weg in den Norden. Da ich das Überleben schon gewöhnt war, gab es keine große Umstellung. Dort fand ich auch heraus, dass ich Schmerzen brauchte…mein Leben war eine Folter gewesen…Krankheiten, Tode, Schmerzen…das alles kam zusammen und machte mich zu einem Monster, das Tiere riss, sich nur verletzte, wenn es verletzt werden wollte und allen Witterungen standhielt, einfach aus Spaß daran, dem eigenen Körper dabei zu zusehen, wie er langsam starb und wieder zum Leben erwachte. Wenn ich es nicht wollte, spürte ich keine Schmerzen, wenn ich es nicht wollte, spürte ich keinen Durst oder Hunger…das ging lange Zeit so, doch manchmal wurde ich wirklich stark verletzt und das auch noch als ich es nicht wollte…als damals dieses Vieh aus dem Nichts auftauchte und mich am Arm erwischte, was das wirklich nicht vorhergesehen und ich hasste mich für meine Unüberlegtheit. Doch war das Leben als ewiger Einzelgänger nicht immer das Beste, deshalb ging ich nach langer Zeit in Eiskrone und den Sturmgipfeln wieder zurück in die östlichen Königreiche. Ich betrat das, was von Gilneas übrig geblieben war, streifte durch die verlassenen Wälder und Straßen, machte mich dann auf den Weg, die anderen naheliegenden Gebiete zu erkunden und fand ein Rudel, die Silbermähnen. Das war die Chance für mich wieder unter meinesgleichen zu gehen und ich nutzte sie.
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Shereas Geschichte beginnt wie so viele in Gilneas. Ihre Familie war ziemlich wohlhabend…aber genau dieser Reichtum kann sehr einsam werden… Am besten, wir beginnen ganz am Anfang… Sie hatte einen älteren Bruder und eine kleine Schwester. Ihr Vater hielt nichts von Frauen, deswegen wurde der Sohn stark bevorzugt. Erim, ihr Bruder, war unverschämt und arrogant. Er war ein ins Klischee passender Junge. Ihre Schwester, Nerea, war still, zurückhaltend und scheu. Sie ging nie vor die Tür und wenn Besuch kam, verkroch sie sich irgendwo. Ihrem Vater war das nur recht. Ihre Mutter hatte sowieso nichts zu melden, deswegen mischte sie sich auch nirgends ein. Sherea selbst wurde von ihrem Vater gehasst, da sie Ärger magisch anzog und öfter von den Wachen nach Hause geschleppt wurde, als ihren Eltern lieb war. Ihr Vater schrie sie dann immer an, ihre Mutter heulte ihr die Ohren voll, ihr Bruder betrachtete sie nur angewidert und ihre Schwester stand still und ängstlich daneben. Jedoch wurde Sherea hauptsächlich von den Vorfällen mit Männern geprägt. Ihr Vater verbot ihr den Umgang mit Jungen, deshalb hatte sie nie einen Freund oder gar mehr. Ihr Bruder durfte alles, dementsprechend hatte er auch junge Damen zu Hause. Sherea hasste ihren Bruder, jedoch liebte sie ihre kleine Schwester. Ihre Mutter nahm sie nicht mal wahr. Doch einmal, ein einziges Mal, brachte sie Gefühle für einen jungen Mann auf und er ebenso für sie. Doch konnte dies aus zwei Gründen niemals funktionieren: Erstens, ihr Vater würde das niemals zulassen und zweitens, lebte der Junge auf der Straße und wenn es eine Sache gab, die ihr Vater mehr hasste als Frauen, dann waren es Obdachlose. Doch trafen sich die beiden jungen Leute immer wieder. Mal im Wald, mal auf Feldern, mal in verlassenen Straßen und wäre ihr nicht einmal ihr Bruder dabei begegnet, hätte ihre Beziehung bis in alle Ewigkeit gehalten. Doch es kam, wie es kommen musste und er schleppte sie nach Hause. Sherea heulte, tobte…doch half es nichts, sie wurde hart bestraft. Sie wurde in den Keller gesperrt, angekettet und geschlagen, ihr wurde das Fleisch von dem Rücken gepeitscht und als ihr Vater herausfand, dass sie mit ihrem Freund im Bett gewesen war, war es vorbei mit seinen Nerven. Zuerst schrie er sie wieder an und versetzte ihr noch ein paar Hiebe mit dem Knüppel, doch dann lachte er sie aus und sagte zu ihr: „Dich wird nie jemand lieben, denn du bist hässlich. Hässlich, dürr, klein, dumm und eine Hure!“ Das traf sie tief und sie versank in sich selbst, zog sich zurück, bis sie nur noch ein Haufen Elend war. Tagelang sperrte sie sich im Zimmer ein und als sie herauskam, abgemagert und in tiefster Trauer, ereilte sie die Nachricht, dass ihr Geliebter gehängt wurde. Sie brach zusammen und niemand kümmerte sich um sie. Ihre kleine Schwester schleifte sie in ihr Zimmer, legte sie ins Bett, ließ sie schlafen und heulen. Und als der Fluch über das Land zog, wusste Sherea, dass ihre Zeit gekommen war. Nun konnte sie endlich frei sein. Frei von all den Erinnerungen, frei von ihrem Vater und ihrem Bruder, frei von…ihrem Leben. Sie zog weit in den Süden, nach Sturmwind, doch fühlte sie sich dort abermals so eingeengt, so beherrscht. Schließlich aber, als sie es dort nicht mehr aushielt, zog sie wieder fort und ging einem Geruch nach…einem Rudel… Im Hinterland traf sie dann auf das Rudel, beobachtete es eine Weile und traute sich nach langem Überlegen auf einen von ihnen zuzugehen…
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((endlich mit Teil 2 fertig ;D)) Amharo konnte sich nicht mehr erinnern, was geschehen war, er blinzelte. Die ganze Zeit bewegte er sich ruckartig auf und ab...wo war er bloß? Er öffnete die Augen und hob den Kopf, was war geschehen? Wo war er? Langsam klärte sich sein Blick...grün...grüne...Bäume? Aber...wieso bewegten sie sich so schnell? Sein Kopf schmerzte unheimlich und durch das Durchschütteln tat er noch mehr weh. Unter seinen Händen fühlte er...etwas felliges, heißes, Nasses...und es bewegte sich. Er griff weiter nach hinten...Leder, eindeutig. Er konzentrierte sich wieder...er...ritt? Warum ritt er? Das würde wenigstens erklären, warum er so auf und ab geworfen wird und wieso sich die Bäume und Sträucher so schnell bewegten. Aber wo war er? Jetzt erinnerte er sich. Seine Eltern, der Ritter...er ritt mit dem Mann in Schwarz von seinen Eltern weg. Er wusste nicht, wohin. „Wach?“, kam es kurz von oben. Amharo sah hinauf, direkt in die Augen des Ritters und musste schlucken, so viel Hass und doch so viel Gleichgültigkeit und wenn er sich nicht irrte, war dort auch Verzweiflung und Trauer zu erkennen. Der Mann musste schon viel erlebt haben, um solch einen Blick zu bekommen. „Wo reiten wir hin?“, fragte er mit seiner kindlichen Stimme, die sich schwach und traurig anhörte. „Weg“, antwortete der Ritter. „Wohin weg?“ „Weg eben! Das hat dich nicht zu interessieren! Achte auf dein Gleichgewicht sonst fällt der Sattel noch...hast du Durst oder musst du aufs Klo?“ Amharo nickte, er hatte wirklich schrecklichen Durst, stellte er fest. Und er musste unbedingt mal pinkeln, sein Magen knurrte auch ein wenig, aber er wollte nicht nach Essen fragen. „Auch das noch...“, seufzte der Mann. „Gut, dann halten wir dort bei der Flussgabelung, ja?“ Er wartete keine Antwort ab und Amharo hätte ihm sowieso keine gegeben. Das Pferd bremste mit einem Wiehern und der Mann sprang ab, zerrte den Jungen vom Pferd und stieß ihn zum Fluss. „Trink, aber beeil dich, wir sind spät dran.“ Amharo überlegte, wie er am besten den Hang runter kam, ohne ins Wasser zu fallen. Er entschied sich auf allen Vieren zu krabbeln, seine Hose war sowieso schmutzig. Vorsichtig begann er mit dem Abstieg und kurz bevor er an dem Punkt angelangt war, zu dem er hin wollte, rutschte die Erde unter ihm weg und er schrie vor Panik auf. Der Fluss war groß und das Wasser schien nicht sehr ruhig zu fließen. Er schloss die Augen...und bemerkte, dass er nicht ins Wasser fiel, jemand hatte ihn hinten am Hemd gepackt. Er wurde rauf gezogen und auf die Füße gestellt, dann sah er seinen Retter an. Der Ritter musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen und zischte ihm dann zu: „Kannst du nicht mal versuchen, etwas richtig zu machen? Pass doch auf! Wenn du da drin wärst, würde meine...unsere Herrin mir den Kopf abreißen, verdammt nochmal!“ „Es...es...es tut mir leid, wirklich!“ „Mhm, schon klar. Warte hier...wenn ich wiederkomme und du bist weg, dann suche ich dich und wenn ich dich gefunden habe, schneide ich dir die Hand ab, wie bei deiner Mutter, verstanden?!“ Amharo nickte, Tränen stiegen ihm in die Augen...seine Mutter...dieser Mistkerl hat seiner Mutter wehgetan...sollte er ihn in den Fluss stoßen? Dann wäre er wenigstens frei, aber er hatte keine Ahnung, wo er hin sollte... Er lehnte sich nach vorne und sah dem Ritter zu wie er anmutig den Hang hinunter sprang und sich auf sein Gleichgewicht und den Untergrund konzentrierte. Dann schnallte er einen Wasserschlauch von seiner Hüfte und hielt ihn unter Wasser, er stöpselte den Schlauch wieder zu und machte sich an den Aufstieg. Es hätten bestimmt noch ein, zwei Schritte gefehlt, als auch er plötzlich bei der lockeren Erde ausrutschte und mit den Armen wedelte, um nicht rückwärts ins Wasser zu fallen. Amharo wusste nicht, warum er das jetzt tat und auch in den nächsten Jahren verfluchte er sich selbst für diesen einen Handgriff, denn er stemmte seine Füße in den Boden und fasste dem Ritter an den Wappenrock, zog an ihm und beide fielen ziemlich unsanft auf die Erde. Fast im selben Moment sprang der Mann wieder auf und putzte seine Rüstung sauber kein Wort der Dankbarkeit oder auch nur ein Lächeln. Er zerrte den Jungen wieder zum Pferd und schwang sich darauf, zog Amharo mit auf das große Tier und nahm die Zügel auf, stieß ihm die Fersen in die Flanken und ritt weiter. „Ich...muss aber“, wandte Amharo leise ein, er erwiderte nichts, sondern ritt stur geradeaus. Auch auf dem restlichen Ritt sprachen sie nichts mehr miteinander. Irgendwann, als sie wieder eine Weile geritten waren, machten sie Halt. Amharo war wieder eingeschlafen und als er aufwachte, sah er eine alte, schäbige Hütte und einen kleinen Bach, der neben der Hütte floss. Sonst nur Wiesen und Wälder. „Bin gleich wieder da“, murmelte der Ritter und stieg vom Pferd. Er ließ den Jungen einfach so zurück und dieser spielte schon mit dem Gedanken, einfach abzuhauen, aber er wusste wieder einmal nicht, wohin, deshalb ließ er es bleiben und wartete auf die Rückkehr des Mannes. Wäre er abgehauen, wäre vieles nicht passiert… Bald kam der Ritter wieder, er hatte einen Sack mit, den er sich über die Schulter gehängt hatte. Anscheinend war der Inhalt dessen ziemlich schwer. „Was ist da drin?“, fragte Amharo. Der Ritter antwortete nicht. Dann ritten sie weiter und bei einem Fluss machten sie wieder Halt, der Mann warf den Sack ins Wasser, stieg aufs Pferd und ritt wieder eine knappe Stunde mit Amharo durch die Einöde. Schließlich kamen sie zu einem Wald und als sie dann einen Weg entlangritten, sah der Junge ein großes Haus mit einem großen Garten. Sie stiegen ab und eine Frau mit einem langen, dunkelblauen Kleid kam aus der großen Holztür. „Du musst Amharo sein. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ Ihre Stimme war weich und freundlich, sie lächelte. Hätte sich Amharo nicht so sehr von dem Lächeln und den guten Worten ablenken lassen, hätte er vielleicht bemerkt, dass sie ihren Namen nicht genannt hat. Sie führte ihn in das Haus, gab ihm etwas zu trinken und zu essen, sprach mit ihm über fast alltägliche Dinge, so, als ob sie gute Freude wären. Der Ritter war nicht mehr da, aber das störte den Jungen nicht sonderlich. Schließlich zeigte sie ihm sein Zimmer, es war groß und durch ein großes Fenster hell beleuchtet. Weiße Möbel zierten die Wände und viele kleine Dekorationen standen hier und da. Das Zimmer war wie ein Paradies für Amharo. Danach zeigte sie ihm, was er im Haushalt alles erledigen müsse und wie er mit verschiedenen Dingen umzugehen hat. Er lebte sich gut ein und vermisste seine alte Familie fast nicht mehr… Doch dann, nach ein paar Jahren veränderte sich sein ganzes Leben, es wurde in seinen Grundfesten erschüttert als der Ritter eines Tages zu Amharo kam als dieser gerade im Garten arbeitete. „Kleiner? Komm mit. Die Herrin hat eine Überraschung für dich“, sagte der Ritter so gefühllos wie immer. Der Junge zögerte, er konnte doch die angefangene Arbeit nicht einfach so stehen lassen, er wusste, sie mochte das nicht. Aber als der Ritter ihm einen bitterbösen Blick zuwarf, ließ Amharo alles liegen und ging mit. Sie gingen zu dem schwarzen Pferd, dem Pferd des Ritters, und machten sich auf den Weg. Es ging durch einen Wald und einen steinigen Weg entlang, keiner von den beiden wusste, dass vierzehn Jahre zuvor Amharos Eltern genau diesen Weg entlang gefahren waren. Dann kamen sie zu einer alten, schäbigen Hütte, die Herrin stand vor der Tür. Ihr Blick war kalt, ein böses Grinsen lag auf ihren Lippen und ihr sonst so gepflegtes Äußeres war einem etwas verwahrlostem Anblick gewichen. Amharo hatte plötzlich Angst, obwohl er nicht wusste, wovor. Sie winkte den beiden, dass sie zu ihr kommen sollten, und diese setzten sich in Bewegung. Sie ging in die Hütte, der Ritter öffnete eine kleine Tür, versteckt zwischen den Holzdielen. Ein steiler, steiniger Weg führte in die Dunkelheit. Amharo traute sich nicht zu atmen. Sie gab ihm ein Zeichen zuerst hinunter zu steigen, er tat es. Nach der Treppe kamen sie zu einem langen Gang, die Wände und der Boden waren aus Erde. Dann war da eine Tür, eine schwere Eisentür, die sich unter viel Druck öffnen ließ. Als Amharo durch die Tür ging, bemerkte er einen eiskalten Schauer und wollte am liebsten nur noch weglaufen. Doch jetzt bemerkte er, dass der Ritter seinen Arm festhielt, so fest, dass es wehtat. Der Junge bemerkte, dass er gefangen war und begann zu schreien, er schrie aus Leibeskräften und seine Herrin lachte. Der Ritter zog ihn nur weiter in den Raum und warf ihn gegen einen…gegen was eigentlich? Ein Tisch? Aus Eisen? Amharo fühlte…der Tisch hatte Fesseln. Ihm schauderte und er stolperte ängstlich zurück. Bis er an eine Wand stieß. Diese war ebenfalls aus Eisen, sie war kalt und trostlos. Er schrie wieder, voller Angst. Aber es half nichts. Seine Herrin und der Ritter gingen wieder… und kamen ein paar Tage nicht mehr zurück. Amharo konnte nicht sagen, wie lange sie weg blieben, er hatte Angst, Hunger, Durst, er wusste nicht welcher Tag es war und welche Uhrzeit. Es war stockdunkel in dem Raum aus Eisen. Nach Tagen, es schien ihm nach Jahren voller Hunger und Angst, kamen die beiden wieder. Sie hatten trockenes Brot und kaltes Wasser mit. Gierig aß und trank Amharo, bevor ihn der Ritter zurück warf und musterte. Die Herrin stellte sich vor den Tisch. Der Junge musterte die beiden kurz, bemerkte ihren blutrünstigen Blick. Er krabbelte auf allen Vieren von ihr weg, stieß an die Wand und zog sich daran hoch. Es gab kein Entkommen mehr… Der Ritter zerrte ihn ohne Worte zu dem Tisch, hievte ihn darauf und kettete ihn an. Gänsehaut überzog Amharos Körper, er begann zu schlottern und schluchzte. „Ich will hier raus, bitte, bitte, lasst mich gehen! Ich habe alles getan was Ihr wolltet! Bitte, bitte, lasst mich gehen! Ich werde auch niemandem etwas erzählen! Bitte!“, heulte der Junge, als seine Herrin auf ihn zukam. Sie folterte ihn, schlug ihn, kratzte ihn, verbrannte seine Haut. Er schrie, sein Hals schmerzte, er hatte unsagbare Angst und wollte einfach nur mehr, dass dieser Alptraum aufhörte…Doch sie kam jede Nacht zu ihm, den Ritter im Schlepptau. Und jede Nacht schrie, zitterte und schluchzte Amharo. Nach vier langen Jahren war ihm alles egal. Er spürte sie nicht mehr, er sah sie nicht mehr, er hörte sie nicht mehr. Es war, als wäre er gar nicht da, nur seine menschliche Hülle lag auf dem Tisch und rührte sich nicht. Aber sie hörte nicht auf. Jedoch war er abgemagert, sah furchtbar verwahrlost aus und seine Augen waren kalt und leer, er schien nichts mehr zu fühlen, weder physisch noch psychisch. Es war, als lebte er nicht mehr. Er war nun neunzehn Jahre alt und sein Leben war vorüber. Er atmete, aß, trank…aber dennoch war er tot. Sie hatte ihm alles genommen, seine Familie, seine Ehre, seine Freiheit, sein Glück, sein Leben…
Eines Tages hörte Amharo etwas anderes…etwas das er noch nie gehört hatte, seit er hier unten war. Es war ein Poltern, dann ein Klirren, ein Gurgeln, dann war es wieder still. Also beschloss Amharo das einfach zu ignorieren. Plötzlich ging die Tür auf, doch die Silhouette war nicht die des Ritters und auch nicht die der Herrin, sie war jünger, kleiner. „Ich hol dich hier raus! Verlass dich drauf. Aber du musst ganz still sein“, sagte, wie Amharo jetzt bemerkte, der Junge. Er kam zu dem Tisch, kettete ihn los und drehte sich um, um zu gehen. Als er bemerkte, dass Amharo nicht aufstand, nein, nicht mal versuchte sich zu bewegen, sah er ihn fragend an. „Willst du hier raus oder nicht?“, fragte er skeptisch. „Was macht das für einen Unterschied? Ich…will sowieso nicht mehr leben. Es ist also ganz egal, ob ich hier drinnen verrotte oder draußen von den Wölfen gefressen werde…und ich hab mich schon so lange nicht mehr bewegt…schon allein das Sprechen strengt an…wie…wie soll ich das schaffen?“, entgegnete Amharo mit leiser, krächzender Stimme. Er hat schon so lange nicht mehr gesprochen und er bemerkte, dass inzwischen der Stimmbruch bei ihm eingesetzt hatte. Der andere schüttelte den Kopf und kam wieder zu ihm. „Dann trage ich dich, aber ich lass dich nicht hier zurück!“, er nahm ihn wie man ein kleines Kind nimmt und trug ihn aus der Zelle. Als sie den Gang durchquert hatten, kam ihnen der Ritter entgegen, mit gezogenem Schwert und tödlichem Blick. „DU! Was willst DU hier?!“, brüllte er, als er auf die zwei losstürmte. Der Fremde ließ Amharo fallen, so sanft es in der momentanen Situation konnte und ging auf den Ritter los. Jetzt sah Amharo auch, was vorhin so gegurgelt hatte: Eine schwerbewaffnete Wache mit durchgeschnittenem Hals lag am Boden neben ihm. Er sah zu den Kämpfenden und zog sich dann an der Lehm Wand hoch. Als er stand, stolperte er zu der Treppe, ein wenig Licht schien herunter und er roch frische Luft. Da fasste er nochmal alle Kraft zusammen, die er aufbringen konnte und zog sich die steile Treppe hoch, den Lärm unten ignorierte er. Es kümmerte ihn auch nicht, dass seine Arme protestierten und er am liebsten eingeschlafen wäre. Er krabbelte tapfer und mit dem einzig klaren Gedanken den er noch fassen konnte weiter: Freiheit. Er wusste nicht, wie er es tatsächlich geschafft hatte, aber er hatte die Treppe überwunden, kroch in die Freiheit und blieb auf dem nassen, kühlen Gras liegen. Seine Augen brannten wegen dem Licht, obwohl es dämmerte. Seine Arme fühlten sich an wie Blei, seine Beine zitterten vor Anstrengung und sein Schädel brummte. Nun konnte er sterben, denn er war frei…Amharo schloss die Augen und versank in dichtem, schwarzem Nebel.
„Gib mir nochmal den Wasserkrug…er braucht viel Flüssigkeit. Und feuchte den Lappen nochmal an! -Warte! Er bewegt sich!“ Die Stimme einer Frau riss Amharo aus der Dunkelheit. „Wo…wo…wo…bin ich? Was-…wer…seid Ihr?“, murmelte Amharo und blinzelte. Eine Frau mittleren Alters kniete vor ihm. Sie lächelte. „Wie schön…du lebst. Wir dachten, du wärest tot. Aber jetzt schlaf dich aus, bald geht’s dir besser!“
Der junge Mann winkte seinem Freund und dessen Mutter zum Abschied. Sie hatten ein Jahr lang auf ihn aufgepasst, ihn zu trinken und zu Essen gegeben und mit ihm trainiert. Nun war er nicht mehr abgemagert und hatte Muskeln zugelegt. Aber dennoch hatte er sich dazu entschlossen nach seinen früheren Eltern zu suchen, den Bauern. Lange war er unterwegs aber schließlich fand er die alte Holzhütte. Aber sie sah verwahrlost und schäbig aus. Schlimmer als er es in Erinnerung hatte. Die Tür hing nicht mehr ganz im Rahmen und er drückte sie vorsichtig auf. Das Innere des Hauses war verwüstet und überall war Blut, sie waren, so nahm er an, tot. Er spürte einen kleinen Stich in der Brust, aber zum selben Moment schwor er sich, nicht mehr zu weinen. Er hatte genug Tränen vergossen. Scheiß auf die Liebe, auf Vertrauen, auf Familie. Er wollte töten. Als er sich umdrehte, sah er ein riesiges Tier im Türrahmen, es hatte Fell und stand auf zwei Beinen. Lange Krallen, spitze Zähne und Speichel im Maul. Amharo riss die Augen auf und stolperte rückwärts, das Tier sprang ihn an, kratzte ihn auf und verbiss sich in seinen Hals…dann wurde es schwarz, das Letzte, das er sah, war, dass das Monster nur eine Pranke hatte.
Der Worgen wachte auf, er zuckte mit den Ohren, sah sich um, sprang auf. Wald…Gerüche…er begann zu laufen, zuerst langsam, dann immer schneller, bis er so schnell rannte, wie er konnte. Raus aus dem Wald, durch Ebenen, kahle Landschaften, steiniges Gebirge, grüne Wälder. Bis er einen Ruf vernahm…der Ruf eines Worgen. Diesem folgte er und gelangte…zu einem Rudel voller Worgen.
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((Teil 1))
Die Kutsche ratterte über den unebenen Weg, der stämmige Krieger, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Kutsche saß, hatte sein Gewehr fest umklammert, so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Die Frau hatte ihre Tochter und ihren Sohn an ihre Brust gedrückt, sie betete und schluchzte ununterbrochen. Vorne wieherten die Pferde und der Kutscher brüllte einen Befehl nach hinten zu den beiden Wachen. Diese spannten ihre Armbrüste und zielten in die Dunkelheit. Der Mann in der Kutsche stand auf, er musste sich bücken, da er sonst mit dem Kopf gegen die Kutschendecke stieß. Seine Rüstung war blutrot und schwarz eingefärbt, sie hatte viele Abzeichen und Motive verschiedenster Schutz- und Hilfsorganisationen. „Was..was hast du vor?“, stammelte seine Frau. „Bleib hier! Begieb dich nicht in Gefahr, Liebster!“ „Sie kommen, ich muss helfen! Du bleib bei den Kindern und, egal was passiert, verhalte dich ruhig und komm nicht aus der Kutsche, verstanden?“, antwortete er eindringlich. Sie nickte, sie war es gewohnt Befehle zu bekommen und auszuführen, auch von ihrem Ehemann. Dieser hämmerte gegen die Kutschenwand und man hörte den Kutscher ein „Halt!“ brüllen, kurz danach blieb die Kutsche stehen. Der Krieger stieg aus und legte sein Gewehr an die Schulter, mit der Hand schlug er die Kutschentür zu und wartete. Seine beiden Männer, die sich hinten bei der Kutsche anhielten, sprangen herunter und stellten sich neben ihren Herrn. Ihre Armbrüste schwengten von einer Seite zur anderen, immer bereit zu schießen. Plötzlich sprang ein riesiger Wolf aus dem Gebüsch und rannte direkt auf die drei Männer zu. Alle drei drückten fast gleichzeitig ab, der Wolf ging,mit zwei Bolzen und einer Kugel im Kopf zu Boden und blieb liegen. Kurze Zeit war es ruhig, dann ertönte wütendes,lautes Geheul. Es schien von überall zu kommen. Den Männern rannte der Schweiß hinunter. Dann preschten fast drei Dutzend dieser Wölfe auf die Kutsche zu, die Männer wechselten ihre Waffen in den Nahkampf und gingen mit Gebrüll und erhobenen Äxten und Schwerter auf die Tiere zu. „Verstärkung wäre nicht schlecht!“, brüllte einer der Wachmänner, bevor die Bestien und die Männer aufeinander trafen und die Schlacht begann. Kurze Zeit später, lag fast die Hälfte der Wölfe auf dem Boden und die Männer bluteten und waren allesamt erschöpft. Die Tiere zogen sich, nach einem Jauler aus dem Wald, zurück und verschwanden wieder in der Dunkelheit. „Die Biester sind verflixt intelligent! Aber denen haben wir ordentlich eingeheizt, die kommen nicht mehr so schnell wieder!“, freute sich einer der Wachmänner. „Ahhh...nicht so voreilig...“, mahnte der Krieger. „Die kommen wieder und diesmal mit Verstärkung, wir sollten abhauen.“ „Wieso seid Ihr Euch da so sicher, Sire?“ „Vertrau mir...“ Die drei kehrten wieder zu der Kutsche zurück und der Krieger brüllte: „Los! Hauen wir ab! Die kommen wieder!“ Sie waren noch nicht ganz aufgestiegen, preschte die Kutsche los und alle drei musste sich festhalten, um nicht zu fallen. „Spinnst du?!“, schrien sie wie aus einer Kehle. „Das war nicht meine Schuld! Die Pferde!!“,brüllte der Kutscher zurück. „Kaum hab´ ich die Bremse gelöst, sind sie gelaufen. So waren sie noch nie!“ Der Krieger schüttelte den Kopf und riss die Kutschentür auf...doch dort war niemand und die andere Kutschentür stand offen. „Nein..“, flüsterte er. „NEIN! HALT! HALT AN, V ERDAMMT!!“ Die Kutsche bremste so schnell ab, wie sie angefahren war und der Krieger sprang ab, rannte wie von Sinnen zurück, seine Männer folgten ihm ohne zu Zögern. Sie wussten nicht, was er hatte, aber fragten auch nicht. Es musste etwas Schlimmes sein, das mit seiner Familie zu tun hatte. Sie rannten auf einem verwildertem Weg, einer dünnen Blutspur folgend. Bald hörten sie Kindergeschrei. Der Krieger rannte schneller und zog seine Axt, seine Männer zogen die Schwerter, sie hetzten um eine Kurve und fanden sich in mitten von aufrecht stehenden, grinsenden Wölfen wieder. Die drei keuchten fast gleichzeitig auf vor Schreck, jedoch überlebten sie die grausame Schlacht nicht..
Die Frau rannte, so schnell sie konnte,mit ihren beiden Kindern im Arm weg, den Weg zurück, den man sie geschleppt hatte. Ihr Mann starb dort hinter ihr in dieser furchtbaren Schlacht, in der es nur einen Sieger geben konnte. Sie hatte ihn geliebt, auf ewig, hatte sie sich geschworen, über den Tod hinaus..nun war er tot, sie würde ihn ewig lieben. Ihr weißes Kleid blieb an einem Dornenstrauch hängen, sie riss und zerrte, bis es nachgab und sie mit der Hälfte des Stoffes weiterrann. Hinter sich hörte sie diese Bestien...diese wolfsähnlichen Dinger, die auf zwei Beinen gingen...wie...Menschen. Sie sah zurück, die Tiere rannten auf allen Vieren, sie waren dicht hinter ihr und es schien als würden sie grinsen, sich auf das kommende Mahl freuen. Die Frau rannte schneller, ihre Kinder fest an die Brust gedrückt, ihr Sohn schien die Umgebung genauestens zu studieren, was natürlich vollkommener Blödsinn war, ihre Tochter weinte und schluchzte noch immer. Kurz dachte sie, dass ihre Kinder genauso wie ihre Eltern waren. Er trotze jeglicher Gefahr und sie wollte nur Ruhe und Frieden. Die Frau kam auf dem unebenen Weg hinaus, sie sah sich kurz um, orientierte sich und entdeckte den Kutscher, der die Pferde losgemacht hatte und sie anstarrte, die Zügel der Tiere in der Hand. Sie raste auf ihn zu,drückte ihm ihren Sohn in die Arme und steig auf, ihre Tochter hielt sie mit einer Hand an ihre Brust gedrückt, mit der zweiten führte sie das verschreckte Tier. Ihr Kutscher machte es ihr gleich und sie rasten auf den Pferden weiter. „Mein Herr..“, begann der Kutscher. „..ist tot“, beendete sie den Satz, ihre Stimme hörte sich kraftvoller an, gefasster. Dann gabelte sich der Weg und sie deutete dem Kutscher, er solle rechts weiterreiten,sie links. Auch wenn es sie mehr als schmerzte, einen ihrer geliebten Zwillinge zurück zu lassen...sie musste es tun. Bald kam sie in eine Stadt, in der sie nie gewesen war und niemanden kannte, sie holte sich Hilfe, was aus ihrem Sohn und dem Kutscher wurde, hat sie nie erfahren, davor brachte sie sich vor Verzweiflung um, ihre Tochter hatte sie nach Sturmwind in die Kathedrale bringen und dort zur Heilerin ausbilden lassen.
Amharo holte tief Luft und stemmte die Wasserkrüge auf den Karren. Mit seinen neun Jahren konnte er schon mithelfen im Haushalt, hielt ihm seine Mutter immer vor. Aber für zwei so große Krüge war er doch zu klein und zu schwach. „Ach, Amharo...jetzt verschütte nicht alles!“, meinte sein Vater kopfschüttelnd. Es war ein lauer Morgen, es war warm und sie wollten draußen auf dem alten Holztisch, den der Vater gefertigt hatte, speisen. „Das..ist aber so schwer! Ich kann das nicht!“, heulte der Junge los. Der Vater lächelte und hörte auf das Holz für den Winter zu schlichten. Er ging zu seinem Sohn und setzte ihn ohne große Mühe auf die Bank, dann sah er ihn an und wischte die kleinen Tränen weg. „Hrm?“, machte Amharo und sah seinem Vater in die Augen. „Willst du auch so stark werden wie ich?“ „Mhm“, der Junge nickte eifrig. „Gut, dann hebe weiterhin Wasserkrüge“, lacht er und stupste die kleine Nase an. Sein Sohn lächelte und vergaß die Tränen. Seine Mutter kam aus dem kleinen,ärmlichen Holzhaus und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türstock. Sie sah ihren Mann mit einem undurchdringlichem Blick an, den hatte sie immer, wenn jemand ganz großen Ärger bekam und sie traurig war. Amharo wusste das nur zu gut, da sie schon oft böse auf ihn gewesen war. Der Vater erhob sich und ging in die Stube, ohne Worte, diese wären hier überflüssig gewesen. Amharo sprang wieder von der Bank und hob die Krüge auf den Tisch, dieses Mal jammerte er nicht und bemühte sich nicht zu viel zu verschütten. Dann schlich er leise zur Tür lauschen, es musste etwas Wichtiges sein. „..als der Mann vor sieben Jahren zu uns kam-“, hörte er seine Mutter. „Davor war der Ritter hier, ich weiß, ich weiß...ich weiß auch, was er gesagt hat..was er von uns verlangt hat...“ „Dann weißt du auch, der wievielte Tag heute ist?!“ „Was sollen wir denn tun? Ich will ihn nicht verlieren! Ich liebe ihn und du auch und selbst wenn er nicht mein Sohn ist! Wir können keine eigenen Kinder bekommen-“ „Und jetzt müssen wir unser Einziges hergeben!“, heulte die Mutter. Amharo lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und ließ sich zu Boden sinken..Nicht der eigene Sohn...weggeben...Mann vor sieben Jahren...Ritter...es ergab alles keinen Sinn... Amharo wusste nicht, was los war, was passieren würde, er wusste nur, dass seine Eltern nicht seine Eltern waren und dass er bald gehen musste...wohin auch immer. Als er so drüber nachdachte, sah er in der Ferne etwas, oder jemanden...Ein Pferd... ein schwarzes Pferd..und auf seinem Rücken war...Amharo kniff die Augen zusammen..Ein Ritter. Der Junge schreckte auf und hämmerte an die Tür. „Mama! Papa! Da kommt wer!“ Er hörte, wie beide nach Luft schnappten und kurz danach ging die Tür auf, sein Vater stand in voller Größe im Türrahmen, seine Mutter klein und verletzlich dahinter. Man sah, dass sie sich bemühte, sie Tränen, die in ihre Augen traten, zu verbergen. Aber Amharo sah das, er wusste jetzt was das zu bedeuten hatte.. der Ritter würde ihn mitnehmen...für immer..von seinen nicht leiblichen Eltern.
Der Mann in schwarzer Rüstung bremste sein Pferd nur kurz vor dem Bauern. Herablassend lächelte er ihn kalt an, sein Blick fiel auf den „Sohn“. Er wusste, dass der Junge adoptiert war. „Na, mein Junge? Wie geht es dir denn heute?“ „Ihr wollt mich mitnehmen..“, stammelte der Bursche. Der Reiter lachte. „Woher weißt du das?“, fragte er dann und stieg ab, er hielt sein Pferd nicht an den Zügeln, es lieb neben ihm stehen. „Du bist ein Monster, verschwinde hier!“, brüllte der Bauer. „Bitte,bitte, gebt euch keine allzu große Mühe für den Empfang! Ich gehe sofort wieder, meine Damen.“ Der Bauer wurde rot vor Zorn und die Bäuerin hielt sich die Hand vor den Mund. Der Junge starrte nun ebenso voller Hass zu dem Reiter hoch. Dieser streckte sich und seine Rüstung knirschte und knarrte dabei. Dann zog er sich die Handschuhe aus und legte sie auf den Sattel. Sein Hände hatten Schwielen und wirkten groß, behaart und kräftig. Die Hände eines Mörders, dachte Amharo. „Nun? Kein Tee? Kein Kaffee? Nicht mal Wasser?...Ihr seid ärmer als ich dachte...“, murmelte der Reiter und ging an den dreien vorbei zu dem Tisch, nahm einen Wasserkrug und trank daraus. Kurz überlegte der Bauer, ob er ihm eine Mistgabel durchs Herz stoßen sollte, aber wahrscheinlich hatte er keines und es würde ihn höchstens kitzeln. „Na dann“, sagte er, als er fertig mit dem Trinken war und den Krug zurück auf den Tisch knallte. „Komm, mein Junge und reite zu deiner neuen Familie.“ „Ich bin nicht dein Junge..“, knurrte dieser. „Aber auch nicht ihrer“, entgegnete der Ritter kalt und zeigte auf Amharos „Eltern“. Beide zogen die Luft zischend ein. „Ach, das wusste er nicht? Tja, jetzt weiß er es. Komm. Sie wartet nicht gerne und da ich einen kleinen Stopp in der Stadt gemacht habe, liege ich sowieso nicht mehr in der Zeit. Also?“ „Einen Stopp im Hurenhaus?“, fragte der Bauer kurz und voller Hass. „Genau. Komm jetzt!“, befehlte er dem Jungen, dieser rührte sich nicht. „Entweder du bewegst dich jetzt, oder ich stehe deine Eltern ab und stelle sie als Vogelscheuchen auf Feld und dich zerre ich hinter dem Pferd mit, verstanden?!“ Jetzt bewegte sich der Junge. „Na eben...“ „NEIN! Warte!“, schrie die Mutter verzweifelt. „Bitte lass uns noch einmal verhandeln!“ Doch er beachtete sie nicht,hebte den Jungen aufs Pferd und schwang sich ebenfalls rauf, er dreht sich noch einmal zu der Frau um, die an seinem Umhang zerrte und schnitt ihr mit einem sauberem Schnitt die Hand ab. Der Junge begann zu heulen und zu schreien, der Vater brüllte vor Wut und Angst, die Mutter quietschte nur kurz auf und brach dann zusammen. Amharo wollte zu seiner Mutter und versuchte frei zu kommen, doch der Mann schlug ihn mit dem Schwertgriff und schickte ihn somit ins Land der Träume. Er sah sich nicht mehr nach den Eltern um, sondern ritt einfach los.

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